Mann mit Bart und Brille vor einem Mikrofon

Folge 14

„Man braucht Ruhe, Gelassenheit und ein offenes und aufrichtiges Interesse“

Mit Christian Marek, Heilerziehungspfleger

Erscheinungstermin: 18.02.2025, Autorin: Mirjam Rosentreter

Vorweg ein paar Hinweise:

In unserem Podcast reden wir über Dinge, die vielleicht bei euch etwas anstoßen.

Bitte beachtet:

1.) Unsere Gespräche geben persönliche Erfahrungen wieder und erfüllen keinen wissenschaftlichen Anspruch. Das Hören oder Lesen unseres Podcasts ersetzt keinen Besuch in einer Praxis oder Beratungsstelle. Fühlt euch ermutigt, offen auf Menschen in eurem Umfeld zuzugehen. Oder sprecht Fachleute in eurer Nähe an.

2.) Fragen und Rückmeldungen könnt ihr über hallo@spektrakulaer.de an uns richten. Oder ihr kontaktiert uns auf unserem Instagram-Kanal @spektrakulaer_podcast. Gerne versuchen wir auf Themen einzugehen, die Euch interessieren. Persönliche Fragen zu Diagnostik oder Therapie können wir leider nicht beantworten.

3.) Im folgenden Abschnitt haben wir für euch unsere Sprachaufnahme transkribiert, also verschriftlicht. Als Text aufgeschrieben ist gesprochene Sprache nicht immer ganz korrekt und eindeutig verständlich. Das Manuskript entspricht auch nicht einem journalistisch überarbeiteten Interview.

4.) Dieser Podcast ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Wenn ihr uns oder unsere Gäste irgendwo zitieren wollt, bleibt fair: Achtet auf den Gesamtzusammenhang und denkt bitte immer an die Quellenangabe.

Im Zweifel gilt die schöne alte Regel: Lieber einmal mehr nachfragen.

Vielen Dank für eure Neugier und euer Verständnis!

Mirjam & Marco

Transkript:

Intro

Musik: (Joss Peach: Cherry On The Cake, lizensiert durch sonoton.music)

Sprecher: Spektrakulär – Eltern erkunden Autismus.

Mirjam Rosentreter: (Moderatorin/Host): Hallo. Mein Name ist Mirjam Rosentreter. Ich bin Journalistin, Mutter eines Sohnes im Autismus Spektrum, und ich mach das hier nicht alleine: Bei mir ist Marco Tiede.

Marco Tiede: (Co-Moderator/Co-Host): Ja, Moin! Ich bin auch Vater eines Jungen im Spektrum, und ich arbeite Therapeut und auch als Berater.

Mirjam Rosentreter: Es gibt zu dieser Langversion unseres Podcasts auch eine kurze, den Kurzpod. Ein Manuskript zu dieser Folge findet ihr auf unserer Seite spektrakulaer.de.

Intro-Ende: Musik + Geräuscheffekt (Klapper)

00:00:39

Sprecher: Heute mit Christian Marek, privat: Familienvater, beruflich: Koordinator für ambulant betreutes Wohnen.

00:00:49

Mirjam Rosentreter:

Herzlich willkommen Christian, hallo Marco und hallo liebe treue Podcast-Gemeinde!

Heute haben wir wieder mal einen Gast bei uns, der schon bei uns auch im Elternkreis zu Besuch war. Für alle, die neu dabei sind: Marco und ich haben hier in Bremen ja auch eine Elterngesprächsgruppe alle paar Wochen, wo wir so unsere Themen besprechen. Und vor ein paar Wochen hat Christian uns dort zusammen mit einer seiner Klientinnen besucht.

Thema war ambulant betreutes Wohnen. Klingt erstmal recht trocken, also so als Begriff, aber der Andrang an dem Abend war ganz schön doll. Und schon in der Vorstellungsrunde zeigte sich, dass bei dem Thema viele Emotionen mitschwingen. Wie hast du das beobachtet an dem Abend?

00:01:36

Christian Marek:

Also es war viel, es war viel Emotion auch, also viel eigene Geschichte. Da hat ja wirklich jeder erst mal seine Geschichte erzählt und warum man sozusagen in diesem Elternkreis jetzt sitzt. Und ja, teilweise auch bewegende Geschichten, würde ich sagen, schon so. Also wo ich dachte, okay, da ist wirklich ein langer Weg gegangen.

Ja, und dann, ich hoffe, dass ich irgendwie der einen oder anderen Person etwas helfen konnte oder ein bisschen mehr Klarheit verschaffen konnte.

Mirjam Rosentreter:

Das Thema Selbständigwerden ist in jeder Familie ein großes Thema, natürlich besonders bei Familien, in denen autistische Kinder leben. Aber auch für die Heranwachsenden selber ist das ein wirklich großes Thema, wenn es darum geht, ich werde langsam erwachsen.

Da gibt es ja auch einen Begriff für: Abnabelungsprozess. Das erzählen uns Eltern immer wieder, dass der so schwerfällt, dass es da so schwankt zwischen Klammern und Loslassen. Wie viel sollten wir zusammen sein? Ist das zu eng, jetzt, wo mein Kind langsam ein paar Jahre erwachsen ist? Sollte es nicht vielleicht doch mal ausziehen, diese Fragen.

Ist dir ein Satz aus dem Abend besonders hängen geblieben, Marco?

0:02:50

Marco Tiede: Mh. Also ich habe eher so diese Stimmung, diese Intensität auch stark in Erinnerung. Also dass die, ja, wie soll ich das nennen? Also da ist jemand, der nochmal aus einer ganz anderen Perspektive auf dieses Thema kommt. Wie ist das mit eigenständig wohnen und Unterstützung in Anspruch nehmen zu können? Und wie kommt man eigentlich dahin?

Weil die Eltern ja dort auf unterschiedliche Weise ihre Kämpfe haben. Also mal mehr, mal weniger intensiv. Und manchmal, wie du ja auch schon sagst, einige waren ja fast schon verzweifelt, weil vieles so ausweglos schien. Und weil es nie so richtig eindeutige AnsprechpartnerInnen gab. So wie ja an sich auch vor 16 Jahren der Elternkreis entstanden ist, dass ich da auch das Gefühl hatte, die Leute stehen auf weiter Flur allein. Wir sollten die mal zusammenbringen, damit sie ins Gespräch kommen.

Und das war dann so ein dankbarer Moment. Ich glaube, auch viel Dankbarkeit schwang mit, dass dort jemand saß, der noch mal ein bisschen sortieren konnte. Ja, das ist so und so geht das und das kann so gehen. Also es kann funktionieren, es muss nicht. Aber meistens sind das so Wege, die dann sich ein bisschen klarer gestalten, wenn man einfach mal jemandem zuhört, der sich in diesen ganzen behördlichen Dingen auskennt.

0:04:22

Mirjam Rosentreter:

Wenn ein Mensch die ganze Zeit von seinen Eltern diesen Schutz auch bekommen hat und es dann irgendwann so droht: Hoppla, jetzt erwartet die Gesellschaft von mir, ich muss auf eigenen Füßen stehen! Dann ist das ja nochmal was ganz anderes, wenn dieser Schutzraum wegfällt.

Und da kommst du dann ins Spiel mit deinem Angebot ambulant betreutes Wohnen, worüber wir heute sprechen wollen.

Wir hatten ja nicht nur dich zu Gast, sondern es war auch eine Klientin zu uns zu Besuch gekommen, die bei euch im ambulant betreuten Wohnen dieses Angebot wahrnimmt. Und mir ist besonders hängen geblieben, was sie gesagt hat, als sie dann in der Vorstellungsrunde dran war. Und ich schon dachte: Oh Gott, oh Gott! Jetzt hat sie die ganzen Perspektiven der Eltern gehört, die immer darüber klagen, dass sie nicht wissen, wie wird ihr Kind bloß glücklich groß.

Und da hat sie so ihre Perspektive reingebracht und meinte: Seitdem ich zu Hause ausgezogen bin, geht es kontinuierlich bei mir bergauf. Und zwar, weil endlich auf meine Bedürfnisse eingegangen wird, auf meine Bedürfnisse. Was hast du da gedacht?

0:05:30

Christian Marek:

Dass ich das nachvollziehen kann, vor allem, also dass ich das verstehen kann, vor allem. Und dass es vielen Menschen, glaube ich, generell so geht, wie ihr jetzt in dem Fall. Also so, dass sie das erste Mal erfährt: Okay, sie ist selbstständig oder selbstständiger und wird es immer mehr ja so. Und es passt für mich einfach zusammen, also, ja.

Marco Tiede:

Ja, und das ist auch noch so ein Moment gewesen, der auch so eindrucksvoll war. Nicht nur, dass da jemand ist, der sich so in diesen formellen Dingen auskennt, sondern auch jemand, der da sitzt, dem ich nicht so viel erklären muss über die Umstände, die meine Familie in dem Fall ausmacht.

Das ist ja nicht immer unbedingt nur alles ganz furchtbar und schwer und dramatisch, aber eben schon ein Stück anders als in vielen anderen Familien. Dass dann da so ein Selbstverständnis da ist, zu sagen: Ja klar, wird sie jetzt hier selbstständiger, weil sie darf es ja mal jetzt probieren und leben.

Das ist ja auch immer ein Versuch und Irrtum. Letztlich kann es vielleicht auch Leute geben, die merken, oh, das ist ja nicht so meins und vielleicht ziehen sie zurück. Aber warum nicht? Wenn man bedenkt, dass früher viele Menschen in Großfamilienzusammenhängen gewohnt haben.

Christian Marek: Ja, das stimmt.

Mirjam Rosentreter:

Es haben an dem Abend auch gleich zwei Eltern erzählt, dass sie bei sich zu Hause für diesen Fall, dass es vielleicht doch nicht klappt, schon mal eine Einliegerwohnung mit eingeplant haben und Riesenaufwand betreiben.

0:07:07

Christian Marek:

Also hier ganz grundlegend waren da so zwei Sachen, die ihr jetzt beide schon reingebracht habt, auf die ich eigentlich noch eingehen wollte oder auch was zu gedacht hatte.

Aber als allererstes erst mal: Mirjam, du hast gesagt, dass sozusagen ich dann ins Spiel komme, wenn es um die Selbstständigkeit geht, der Kinder, so ganz grob, oder? Genau. Und ich wollte nur sagen, also es läuft ja nicht alles über mich, sondern ich bin halt irgendwie einer von vielen und es gibt diverse Anlaufstellen, aber da kommen wir bestimmt auch noch hin.

Mirjam Rosentreter:

Jaja, ich meinte dich in deiner Rolle, also du übernimmst das, was Eltern vorher machen.

Christian Marek: Ja.

Mirjam Rosentreter: Also Eltern in ihrer Vermittlerrolle, Eltern, die zwischen ihren Kindern und der Welt Brücken bauen, wie das oft so formuliert wird.

Christian Marek:

Ich würde sagen, Eltern, die den Wunsch haben, nur das Beste für ihr Kind zu erreichen.

0:08:09

Mirjam Rosentreter:

Und siehst du das manchmal ein bisschen anders?

Christian Marek:

Ich glaube, Eltern sind mit – also ich werde selbst auch Papa bald, von daher ist das so eine Gefühlswelt, die da auf mich zukommt, wo ich, ja, dran wachse, glaube ich. Und es ist aber mehr als nur dieses Ich-möchte-dein-Bestes. Ich glaube, Eltern denken auch oft mit, was alles auch schiefgehen kann. Und ganz oft hören dann die Kinder, wenn sie in einem gewissen Alter sind – das liegt an ihrer Geschichte, das liegt an der Erziehung, da kommt ganz viel zusammen – auch viel Bevormundung.

Also die Mutterrolle, die Vaterrolle, die hat man sein Leben lang mit einem Kind und vielleicht auch darüber hinaus, keine Ahnung, so tief will ich gar nicht gehen, aber das gehört, glaube ich, einfach dazu. Stellen dann Eltern vielleicht nicht immer nur die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund, sondern auch ihre eigenen vielleicht. Und das ist so ein bisschen mein Eindruck, dass sich das manchmal vermischt.

Und ich biete halt, oder wir, also, ah ja genau, jetzt fällt mir wieder das andere ein, was ich noch sagen wollte: Wir bieten halt die Möglichkeit, den Menschen, die wir betreuen, wirklich komplett auf ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen einzugehen. Das ist unsere Kernarbeit. Es geht um die Selbstständigkeit der Personen, die wir begleiten.

Und dann kommen schon viele Fragen, die berechtigt sind. Weil, ja, Selbstständigkeit kann ja auch heißen: Ja, du gehst jetzt einkaufen, das machst du jetzt, du bist ja selbstständig. Aber was machen wir denn, wenn die Person überfordert ist damit?

Und da kommen wir dann ins Spiel, da kommt die Pädagogik ins Spiel, da kommt dann das Individuelle ins Spiel. Wo wir sagen: Okay, was brauchst du, damit du selbstständiger sein kannst, in dem, worin du selbstständig sein möchtest?

0:10:07

Mirjam Rosentreter:

Das hört sich so ein bisschen an nach den Aufgaben, die du auch als Therapeut hast. Also vielleicht in den in den Jahren, in den Jahren bevor aus Kindern Erwachsene werden. (Husten) Das war Rosa, die im Hintergrund heute nicht nur Aufnahmen macht, sondern ab und zu auch mal husten muss.

Christian Marek:

Sage auch gerne mal was! Hahahaha.

Mirjam Rosentreter:

Was hatte ich jetzt gerade angefangen zu sagen?

Christian Marek:

Die Arbeit ….

Mirjam Rosentreter:

Ja, das stimmt.

Christian Marek:

Dass es Überschneidungen gibt.

Mirjam Rosentreter:

Es gibt Überschneidungen zu der Aufgabe als Therapeut. Also auch da so eine Art Staffelstab-Übergabe dann irgendwann vielleicht.

Christian Marek:

Ja, Marco, gerne.

0:10:44

Marco Tiede: Jaja, das ist ja, wenn es gut geht, ja auch ein paralleles Arbeiten. Ich habe ja auch schon Klienten begleitet, die eben auch im ambulant betreuten Wohnen waren, wo wir dann uns ausgetauscht haben, okay, wo sind wir gerade therapeutisch dran, was habt ihr im Alltag für Erfahrungen? Mit diesem Menschen, der gerade guckt, wie er seine Selbstständigkeit aufbauen kann oder etablieren kann.

Ganz kurz vorher noch hatte ich eben noch einen Gedanken zu dieser Rolle der Eltern oder das, was die Eltern eben so mitbringen. Die wir beide ja nun schon länger kennen, aus Elternperspektive immer in diesem Dilemma zu sein, was wir auch im Elternkreis häufig gehört haben, dieses: Wo bin ich zu viel im Fördern und vielleicht auch im Fordern und wo darf ich mich auch mehr oder sollte ich mich auch mehr zurücknehmen?

Also auch immer dieses Dilemma zwischen Sorge und Gelassenheit. So dieses, so es fängt ja an wenn das Kind anfängt zu laufen: Ah du könntest hinfallen! Ja dann fällt es hin! Aber dann lernt es ja auch wieder aufzustehen, zu merken, aha hier habe ich so bestimmte Gleichgewichtskipppunkte. So das ist das ganz Basale, aber dann bis hin ins Erwachsenenalter, dass natürlich viele Katastrophenszenarien in den Sinn kommen. Und gleichzeitig darf man auch davon loslassen, sagen: Unser Kind ist groß geworden und es will und darf und soll auch eigenständig wohnen können.

Und in der Therapie, um noch mal auf den Punkt zurückzukommen, stellen wir ähnliche Fragen: Was brauchst du denn, um jetzt gut für dich hier klarzukommen? Neben der nicht immer vorhandenen Rücksichtnahme der Umfelder.

So zum Beispiel beim Einkaufen, wägen wir da manchmal ab: Ist es vielleicht der Markt oder der Markt, der besser ist, weil der übersichtlicher gebaut ist oder dort ist die Musik leiser. Oder, oder, oder. Also was da alles noch für eine Rolle spielen kann. Oder brauchst du Kopfhörer, um einkaufen zu können? Damit du die ganze Getöse draußen nicht hörst.

Sind ja nicht alle so privilegiert, die dann ihre Hörgeräte abschalten können, wie ich (kichert).

0:12:53

Christian Marek: Hahahaha! Ja, das hat auch Vorteile, auf jeden Fall. Also ich würde auch gerne mal einfach mal die Welt mit ihren ganzen Geräuschen ab und zu mal ausschalten. Aber da gibt es ja auch wunderbare Hilfsmittel. Also ich liebe Noise-Canceling-Kopfhörer. Die sind ein Segen, finde ich.

Ich wollte noch ganz deutlich oder beziehungsweise ich wollte noch mal betonen, es gibt auch Überschneidungen in diesen Berufstätigkeiten, sage ich mal. Aber es gibt auch deutliche Unterschiede. Und da muss man schon klar hingucken.

Und das eine ist halt, unsere Arbeit fängt da an, wo die Menschen leben. Wir sind direkt im Wohnumfeld und in dem 1-zu-1 in ihrem Lebensalltag und versuchen sozusagen aus der Perspektive heraus, alles irgendwie zu meistern, gemeinsam so ungefähr, im ambulanten Betreutem Wohnen oder im betreuten Wohnen generell. Und in einem therapeutischen Kontext, aus meiner Sicht, wie gesagt. Dass wir an dem Lebensmittelpunkt der Menschen ansetzen und sozusagen das häusliche Umfeld haben, die Wohnsituation vor allem auch sehen. Und daraus sich ja natürlich ganz viel ergibt.

Also wenn sich Pizzakartons stapeln, dann sind wir da und sagen: Mensch, da stapeln sich ja Pizzakartons! (lacht) Und dann sagen die: Ja, da stapeln sich welche. Willst du die vielleicht wegräumen? Und dann: Oder nicht? Und dann: Doch eigentlich schon. Aber irgendwie habe ich es nicht geschafft – aus welchen Gründen auch immer. Dann: Wollen wir das zusammen machen? Und ja. Sozusagen ergeben sich ja auch neue Felder oder Ziele. So ist unsere Arbeit.

Und die therapeutische Situation ist ja eine andere. Also man hat ja eigentlich – es sei denn es ist eine Gruppentherapie – immer eine face-to-face Situation, also zwei Personen die sich individuell sehr spezifisch, sehr detailliert mit einzelnen spezifischeren Themen auch auseinandersetzen. Also da geht es dann wirklich ins klein klein klein klein klein und bei uns vielleicht nur ins klein klein klein. So würde ich das sehen.

0:15:00

Marco Tiede: Ja, aber ich sehe das oft auch als Ergänzung.

Christian Marek: Ja, hundertprozentig.

Marco Tiede: Wenn ich zum Beispiel Klienten habe, die selbstständig wohnen, aber nicht durch euch begleitet oder betreut werden, dann haben wir auch so Themen wie, der sagt dann: Ja, die Pizzakartons und dies, das. Ich könnte Kunst draus machen, aber eigentlich nerven sie mich. Ich will sie gerne raushaben. Woran hakt es? Handlungsplanung!

Also dann zu gucken: Ah ok. Handlungsplanung – kenne ich auch, habe ich auch manchmal nicht so – aber  das kann ja im Spektrum zum Teil noch mal ein tieferes Thema sein. Dann zu gucken: Ok, was braucht es denn für einen Handlungsplan? Brauchen wir vielleicht tatsächlich einen Plan, den wir uns an die Wand packen, dass wir dann einen Haken dran machen können, dass ist erledigt.

Christian Marek:

Ja, das ist das Typische, wie man damit auch, also das machen wir auch, so Putzpläne mäßig, Strukturhilfe. Interessant wird es dann bei unserer Tätigkeit, wenn das gar nicht das Problem ist, sondern vielleicht einfach nur: Ich hab keine Lust. Und dann ich so: Ja okay, aber warum denn nicht? Und irgendwie dann damit zu arbeiten so.

Weil, was bei der therapeutischen Tätigkeit meiner Meinung nach halt nicht so gegeben ist – und also korrigiert mich gerne, wenn ich falsch liege – ist, dass die Handlungsebene im konkreten Wohnumfeld nicht so oft gegeben ist oder gar nicht gegeben ist. So, wir sind ja da, wir sind vor Ort und wir können dann einfach sagen: Ja komm, wir machen das. Und dann nehme ich die Pizzakartonstunde in die Hand und dann fängt die Handlung schon an. Also ich helfe sozusagen, in die Handlung schon zu kommen, wenn man das so sehen möchte.

0:16:34

Mirjam Rosentreter: Das heißt, du siehst auch Dinge, einfach weil du vor Ort bist, die vielleicht ein Therapeut wie Marco nicht sieht, weil er einfach zum Beispiel im Autismustherapiezentrum am Buntentorsteinweg sich in einem cleanen Raum trifft.

Marco Tiede: Ich bin zum Teil auch vor Ort bei Klienten. Gerade weil die Kartons sich stapeln. Und wir dann zum Beispiel eine Zimmerwand tapezieren mit einem großen Tagesplan und Wochenplan, damit er mal so ein bisschen Struktur reinkriegt. Weil er sagt: Ich will das anders haben und ich habe die Idee, ich mache dort einen Plan dran.

Und dann natürlich die Frage der intrinsischen Motivation, also dieses: Ja, habe ich auch gerade nicht so eine Lust drauf. Sage ich: Ok, worauf hast du denn Lust? Ja, zocken. Ok.

Christian Marek: Ich auch! (lacht)

Marco Tiede: Ja, ja, klar. Das ist ja erstmal etwas, was sehr verlockend ist, was viel, ich sage mal, Dopamin ausschüttet durch Belohnung etc.

Christian Marek: (unverständlich)… kriegt man viel mit ja.

Marco Tiede: Und dann zu gucken: Aber das Gefühl, dann mal wieder eine freie Bude zu haben, könnte ja auch Zufriedenheit auslösen.

Christian Marek: Ja, genau!

Marco Tiede: Wie kommen wir denn da hin, das mehr in die Motivation zu rücken? Das ist ja dann auch eine große Frage.

0:17:40

Christian Marek: Also Marco, verstehe mich nicht falsch, diese Strukturierung und der Putzplan, ich halte das für ein super Instrument und das kann so viel helfen!

Und was ich meine mit dem von wegen, wir sind halt vor Ort und ihr seid es nicht. Also ich meinte das nicht so plakativ so, da eine gibt es das und da gibt es das nicht. Sondern vielmehr, wir sind da halt tagtäglich, das ist unsere Arbeit in die Wohnung zu gehen. Und bei euch ist die Arbeit, die Menschen kommen zu euch grundsätzlich. Das passt sich dann halt immer an. Und genau deswegen, das wäre nämlich meine Frage gewesen, ob ihr das eigentlich auch macht, dass ihr in die Wohnung geht. Weil mir das noch gar nicht so bewusst war, dass das auch stattfindet.

Marco Tiede: Immer dann, wenn es eben keine ambulante Wohnbetreuung gibt. Also ich bin immer ganz dankbar, wenn es das gibt, weil dann weiß ich, das kann ich in gute Hände geben und wir können uns anderen Themen widmen.

Und zum Teil habe ich aber auch Leute da, die haben eben keine ambulante Begleitung. Und ich muss mich dann entscheiden, okay, mache ich jetzt mehr das Thema, so lebenspragmatisch zu Hause? Oder geht es da nochmal um andere spezifische Dinge wie Kommunikation etc.? Und das ist dann immer eine Frage. Manchmal kommen wir ja auch dahin, dass wir sagen: Ich glaube, wir werden das mal anleiern, dass du auch eine ambulante Begleitung bekommst.

Christian Marek: Ja, also wenn ich jetzt mal so ganz rigoros sozusagen an den Gedanken rangehe, dann würde ich schon fast sagen: Sobald der Bedarf entsteht, dass ihr in die Wohnung kommen solltet, wäre eine ambulant betreute Wohnform eventuell angebracht.

0:19:14

Marco Tiede:

Unbedingt ja. Das interessante ist ja, dass aber nicht alle offen dafür sind, weil es mit verschiedenen Ängsten verbunden ist. Und das war ja der Moment auch, der so bemerkenswert war, als du da warst, dass du dadurch eben auch so Hemmungen und auch Ängste ein Stück weit reduzieren konntest. Weil man merkte: Okay, ich muss dem nicht viel erklären und das ist kein Makel, eine Unterstützung durch euch mit angedeihen zu lassen.

Christian Marek: Das freut mich wirklich, dass du das so wahrnimmst und dass das so, äh, also bei dir auch so ankommt sozusagen. Weil, ihr seid ja viel intensiver mit den Menschen da in Austausch. Ich war jetzt einmal da und weiß natürlich nicht, was das vielleicht dann noch für Nachwirkungen mit sich gezogen hat. Also gut, ich hatte zwei Telefonate, glaub ich, die konkret auf das Treffen zurückzuführen sind. Das fand ich auch sehr gut, war ein guter Austausch.

Aber natürlich, wenn ich dann irgendwie mal so wo bin und was erzähle, dann weiß ich ja gar nicht richtig, was das mit den Menschen dann am Ende auch macht. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Von daher danke dir für, ähm, diese Perspektive.

Marco Tiede: Ja.

Mirjam Rosentreter: Neu war auch die Info für viele Eltern, dass das ambulant betreute Wohnen ja nicht erst dann ansetzen muss, wenn das erwachsene Kind bereits ausgezogen ist, sondern eventuell schon davor, also wenn der Mensch noch zu Hause wohnt.

0:20:44

Christian Marek: Ja, genau. Die Möglichkeit besteht. Ja, also, okay. Also, es ist ein bisschen komplexer, sag ich mal, weil offiziell kann ambulantes betreutes Wohnen dann angeboten werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Und diese Bedingungen sind unter anderem eine Volljährigkeit, einen eigenen Wohnsitz, da geht es dann sozusagen um Leistungsvereinbarungen etc. Es gibt aber Ausnahmeregelungen. Und eigentlich kann man in jedem Bundesland sozusagen eine Betreuung beantragen oder halt irgendwie den Wunsch äußern. Und die andere Voraussetzung ist eine diagnostizierte Beeinträchtigung und ASS zählt dazu.

Mirjam Rosentreter: Also das Autismus Spektrum.

Christian Marek: Was aber noch vorher greift – also weil du gesagt hast, dass man ja auch schon im Elternhaus sozusagen unterstützen kann. Das geht eigentlich nicht, also zumindest nicht in der Regel, über das ambulant betreute Wohnen, sondern dann würde was anderes greifen, das ist ein niedrigschwelligeres Angebot, ambulante Hilfen heißt das.

Das habe ich auch gemacht vor meiner Ausbildung. Und dann macht man so Freizeitbegleitung, man geht raus und man redet halt. Also es gibt auch Ziele, die erfüllt werden müssen, so die Maßnahme wird finanziert über das Amt für Soziale Dienste, heißt ergo gibt es Ziele, die man auch nachweisen muss, man muss Berichte schreiben. Und dann geht man irgendwie zweimal die Woche, je nachdem wie viele Stunden man dann bekommt und so weiter, kann man dann jemanden bekommen, der dann sozusagen diese Arbeit macht. Und das kann individuell gestaltet werden.

Nur bei Menschen mit Autismus oder die aus dem Spektrum sind, gibt es da ja noch andere Herausforderungen. Also es ist so eine sehr feinfühlige Geschichte, sage ich mal. Weil es da um zwischenmenschliche Beziehungen geht, die einseitig stärker stattfinden, also einseitig stärker stattfinden müssen, als von der anderen Seite, einfach aufgrund der Schwierigkeiten, die Menschen mit dieser Diagnose mitbringen. So ungefähr, also ich weiß nicht, ob es zu komplex ist und ob ich es vielleicht nochmal ein bisschen runterbreche.

0:23:04

Mirjam Rosentreter: Erlebst du das aus deiner Perspektive oft? Also meinst du damit….

Christian Marek: (unverständlich) …meine Erfahrungen aus der Arbeit.

Mirjam Rosentreter: Also ich hab das jetzt so verstanden, es geht um Beziehungsaufbau?

Christian Marek: Genau. Beziehungsaufbau ist eine unserer wichtigsten Tätigkeiten, sage ich mal. Weil darauf alles Weitere fundiert. Das ist ja in der Therapie genauso. Man braucht die Beziehung.

Marco Tiede: Und in der Schulbegleitung auch, ja.

Christian Marek: Genau, genau. Das ist ganz wichtig, dass beide Personen sozusagen wissen, worauf sie sich einlassen bei der Person gegenüber.

0:23:32

Marco Tiede:

Ich glaube, wo ich auch tatsächlich bisschen hängen geblieben war, worin sich so die Einseitigkeit? Bei wem ist gerade der Schwerpunkt in dieser von dir so benannten Einseitigkeit der Beziehung?

Christian Marek: Ja, ich frage mich auch gerade, ob ich das vielleicht zu komplex und zu äh….

Marco Tiede: Nee, nee! Weil, das klang für mich auch so ein bisschen wie: Dadurch, dass ja Menschen im Spektrum mutmaßlich mehr Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung mitbringen, liegt dann die Beziehungsgestaltung eher bei euch oder?

Christian Marek: Ja, also gut okay, um das klar zu machen: Mir ist durchaus bewusst, dass Menschen mit der Diagnose nicht alle gleich sind und es gibt auch Menschen mit der Diagnose, die sozial super stark sind und super kompetent. Ich rede hier über meine Arbeit und die Tätigkeit, wie ich sie erlebe.

Und ganz oft sind Menschen aus dem Spektrum, die super kompetent sind, gar nicht in der Situation, dass sie den Bedarf haben, eine ambulante Betreuung zu bekommen, weil sie das anders kompensieren können oder wie auch immer. Also so ist zumindest mein Eindruck, um das klarzustellen. Ich will niemanden irgendwie in eine Schublade stecken oder irgendwie gleich machen, obwohl das nicht so ist. Wir sind alle Individuen. Nein, nein.

Aber ich würde auch noch weiterführend sagen: Und so wie ich dann meine Arbeit erlebe, ist es halt so: Es sind einfach Schwierigkeiten dort vorhanden. Also im Prinzip kann man meine Arbeit darauf runterbrechen, dass man sagt: Menschen, die Hilfe brauchen, kommen zu uns und wollen unterstützt werden. Sie wissen aber gar nicht genau, wie ihnen geholfen werden kann. Und wir müssen gemeinsam rausfinden, wie das klappt.

0:25:14

Mirjam Rosentreter: In welchem Moment hast du eigentlich gemerkt, genau sowas will ich machen?

Christian Marek: Ja, ja, gute Frage (lacht).

Mirjam Rosentreter: Um mal so ein bisschen deinen persönlichen Werdegang hier aufzurollen. Du hast es ja gerade auch schon gesagt, was du so gemacht hast. Wann hast du gedacht: Hey, da hätte ich Lust drauf, autistische Menschen zu begleiten?

Christian Marek: Okay, also das zu machen, autistische Menschen zu begleiten, das ist die Frage? Oder ist die Frage, das zu machen, im sozialen Bereich zu arbeiten? Weil, das sind für mich zwei unterschiedliche Fragen.

Mirjam Rosentreter: Dann beantworte erst die, was dich… was hat dich in den sozialen Bereich geführt? Also du warst ja 2018 – also ich beantworte jetzt mal kurz, indem ich das nochmal für euch hier zusammenfasse, wer hier eigentlich sitzt…

Christian Marek: Haha, stimmt, wir haben gar keine richtige Vorstellungsrunde im weitesten Sinne gemacht, ne?

Mirjam Rosentreter: Passiert uns oft, weil wir dann so in die Themen einsteigen.

Christian Marek: Stimmt, wir sind direkt eingestiegen.

Mirjam Rosentreter: Christian Marek, der hier heute schon ausgiebig mit uns ins Thema eingestiegen ist, war nämlich einer der ersten, die im Martinsclub Bremen die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger abgeschlossen haben. Das war 2018. Das ist ein Beruf, in dem es kurzgefasst darum geht, behinderte Menschen beim Wohnen und in der Freizeit zu begleiten. Eine Ausbildung, die drei Jahre dauert, staatlich anerkannt ist und bezahlt wird. Manche Ausbildung muss man ja selber bezahlen, diese wird bezahlt.

Und in dem Jahr 2018, wie alt warst du da, als du fertig warst?

0:26:42

Christian Marek: Jetzt bin ich 32, wir haben 25, ich werde noch 33, weiß nicht, Mitte 20. Muss ich ausrechnen…

Marco Tiede: Kommt hin.

Mirjam Rosentreter: Da gab es über dich als einen der Ersten ein Porträt im Magazin des Martinsclubs.

Christian Marek: Stimmt, ja.

Mirjam Rosentreter: Im M-Magazin.

Christian Marek: Das M, ja.

Mirjam Rosentreter: Da hast du deine Leidenschaft für den Job schon voll ausgedrückt.

Christian Marek: (lacht)Wirklich? Ich hab’s gar nicht mehr so vor Augen. Ähm. Du hast dich gut vorbereitet.

Mirjam Rosentreter: Ich sag dir gleich, was du damals gesagt hast. Aber deswegen… Ich frage jetzt einmal: Versetz dich zurück in das Jahr 2018. Dich fragt jemand: Warum gerade dieser Job? Was hast du damals gesagt?

0:27:23

Christian Marek: Boah! Also ich glaube, ich würde jetzt anders antworten als damals. Haha. Ich glaube, ich hatte damals gesagt: Ja, es macht mir einfach Spaß, mit Menschen zu arbeiten. Und irgendwie habe ich da schon immer gemerkt, also es hat mich schon immer interessiert.

Aber ich meine, jetzt erinnere ich mich gerade zurück an mein Bewerbungsgespräch für die Ausbildung, wo eine ähnliche Frage gestellt wurde. Und da habe ich gesagt, also habe ich auch so ein bisschen ausgeholt – und gut, ich neige dazu, auszuholen, würden die sagen, die mich kennen. (lacht)

Marco Tiede: Ach was! Das haben wir jetzt nicht mitgekriegt. (kichert)

Christian Marek: Ich weiß, ist so ein bisschen meine Achillesferse vielleicht, keine Ahnung, aber…

Marco Tiede: Ich dachte immer, das wäre sonst mein Part.

Christian Marek: Ja, Marco. Gerne mehr!

Marco Tiede: Ja, mach weiter.

Christian Marek: Danke dir, dass du mir diesen Raum lässt. Ich möchte auch gerne Raum lassen.

Marco Tiede: Ja, bitte schön. (kichert)

Christian Marek: Wenn das zu viel ist, dann möchte ich euch hiermit auffordern, da klar zu sagen: Lasst uns mal noch mal zum Punkt zurückkommen oder wie auch immer.

Ähm. Also genau, ich war in der Ausbildung in einem Vorstellungsgespräch und dann wurde ich das auch gefragt und habe dann halt geantwortet – soweit ich mich erinnere – dass mich der soziale Bereich schon immer interessiert hat, dass es für mich auch so eine Sache war, wo ich überlegt habe, ob das meine berufliche Perspektive ist. Oder der gestalterische Bereich. Das waren für mich so diese beiden Steckenpferde, wo ich gedacht habe, boah, da habe ich Lust drauf. So ganz banal in dem Sinne.

Naja, und dann habe ich mich aufgemacht und habe erst mal versucht, im gestalterischen Bereich Fuß zu fassen. Und habe dann ganz schnell gemerkt, dass das ganz schön herausfordernd ist. Also ich habe eine – wenn ich zu weit aushole, wie gesagt, bitte gerne einmal kurz sagen: Sozialer Bereich noch mal den Fokus.

Mirjam Rosentreter: Nee, ‚gestalterischer Bereich‘ ist schon sehr grob. Da brauchen wir mal kurz ein Bild im wahrsten Sinne des Wortes.

0:29:19

Christian Marek: Gerne. Also ich habe eine zweijährige schulische Ausbildung an der Alvin-Lonke-Schule gemacht zum gestaltungstechnischen Assistenten. Kurzform ist GTA, was ich gerne verwende, weil, um auf das Zocken zurückzukommen (lacht), ich da eine nette Überschneidung sehe. Es gibt ein Spiel, was Grand Theft Auto heißt. Und mehr muss man dazu erstmal nicht sagen.

Mirjam Rosentreter: Nerdig, ja.

Christian Marek: Ja, Spezialinteresse, wenn man so will, um im Fachjargon zu bleiben.

Mirjam Rosentreter: Aber ich habe immer noch ‚gestalterischer Bereich‘ im Kopf.

Marco Tiede: Zu deutsch: Irgendwas mit Medien. (kichert)

Mirjam Rosentreter: Irgendwas mit Me… Ach so! Okay.

Christian Marek: Ja, also das ist die Vorstufe vom…

Mirjam Rosentreter: Wie langweilig! Nein

Christian Marek: Hahaha!

Marco Tiede: (kichert wie Ernie aus der Sesamstraße)

Christian Marek: Deswegen sitzen wir hier! (lacht)

0:30:05

Christian Marek: Es ist die Vorstufe vom Grafikdesigner im Prinzip, die Ausbildung, so. Und da musste ich Praktikas machen und habe, bevor ich diese Ausbildung gemacht habe, ein dreimonatiges Praktikum bei dem Blaumeier-Atelier gemacht, in Walle.

Mirjam Rosentreter: Das Blaumeier-Atelier – für diejenigen, die nicht aus Bremen kommen – das ist eine ganz tolle Initiative, die es seit Jahrzehnten schon gibt.

Christian Marek: Ja. Eine Instanz.

Mirjam Rosentreter: Wo behinderte Menschen zusammen mit nicht behinderten Menschen künstlerisch arbeiten, tolle Theaterstücke aufführen.

Marco Tiede: Theater, Kunstatelier, etc.

Mirjam Rosentreter: Ein lokaler Tipp. Aber wir kommen kurz zu dir zurück. Also – Moment mal – also beide Wege: Soziales und Kreatives. Und dann bist du aber in dem Vorstellungsgespräch gelandet.

Und jetzt sage ich dir, was du damals in dem Porträt gesagt hast. Also…

Christian Marek: Darf ich das kurz noch abschließen?

Mirjam Rosentreter: Hast du nicht?

Christian Marek: Nee. Also gut, ich war beim Blaumeier und habe diese dreimonatige Ausbildung gemacht, ein unbezahltes Praktikum im Prinzip und habe da die ersten beruflichen Erfahrungen gemacht mit Menschen mit Beeinträchtigungen, wenn man so will. Weil, das macht das Blaumeier-Atelier, sie sind künstlerisch aktiv, mit Menschen mit Beeinträchtigungen, da arbeiten Kunsttherapeuten und viele andere Menschen auch.

Und das war sozusagen so das erste Mal, dass ich so richtig Berührungspunkte hatte. Vorher halt nur im privaten Rahmen. Meine Frau, damals Freundin, hat mir aus dem sozialen Bereich erzählt, die hat auch die Ausbildung Heilerziehungspflege gemacht. Also so, da habe ich viel gehört. Aber da habe ich selber die Erfahrung gemacht beim Blaumeier-Atelier.

Und als ich dann aber die GTA-Ausbildung gemacht habe, mussten wir dort auch ein Praktikum machen. Und dann habe ich mich beworben bei Grafikdesignfirmen, bei Werbeagenturen und dann festzustellen, dass das einfach nicht ausreicht, was ich mitbringe. Also weil die ganz viel mehr erwarten. Also man muss schon eigentlich irgendwie vorweisen, was man kann, was man schon alles gestaltet hat etc. Also da herrscht, ich sag mal, ein Leistungsdruck, so, den ich so noch nicht kannte.

Und dann bin ich wieder zum Blaumeier gegangen und hab dann – weil es ist ja auch gestalterischer Bereich und so, ne. So bin ich dann da wieder gelandet, was mich sehr gefreut hat und hab das sehr genossen und hab danach dann nochmal überlegt, ob das wirklich die Richtung ist, in die ich gehen will.

Und das war damals sozusagen meine Antwort auf die Frage. Um darauf zurückzukommen, um das mal zu schließen. Was ich damals geantwortet hätte, wenn man mich gefragt hätte: Warum sozialer Bereich?

0:32:35

Mirjam Rosentreter: Ja, und als junger Berufsanfänger, der die Ausbildung abgeschlossen hat, meintest du dann: „Mein Beruf hat was Echtes, was ganz Nahbares.“

Christian Marek: Ja. Das sehe ich immer noch so tatsächlich. Also jetzt wo ich es höre, muss ich sagen: Okay, habe ich gut gemacht. (lacht) Würde ich mir mal selbst auf die Schulter klopfen. Hat Vergangenheits-Christian gut gemacht. (lacht)

Mirjam Rosentreter: Was genau hast du denn erlebt, dass genau das dir so wichtig war: diese Nahbarkeit, dieses Echte?

Christian Marek: Ja, also, ja… Das geht tief. Also, da ist viel drin, sag ich mal. Ich glaube, es war tatsächlich die Erfahrung auch bei Blaumeier und danach dann in der Ausbildung natürlich auch. Und so dieses Miteinander, einen Mensch zu haben, den man unterstützen kann und der die Unterstützung will von einem selbst. Ich glaube, das ist das, was ich meinte mit nahbar und echt. Also, es sind ehrliche Bedürfnisse, die aufeinandertreffen, sag ich mal.

Also, es ist gar nicht so, dass ich da – wir haben alle unsere Geschichte, warum wir im sozialen Bereich sind. Und das tut gut, Menschen zu helfen, sag ich mal. Und ja, das ist es, glaube ich.

0:34:00

Mirjam Rosentreter: Und was war dein erster persönlicher Zugang zum Thema Autismus?

Christian Marek: Hm, ähm, ja, also… ich glaube, ich hatte Berührungspunkte, bevor ich wusste, dass ich Berührungspunkte hatte, ne. Also so im Nachhinein, mit dem Wissen, was ich jetzt habe, fällt mir vieles auf, wo ich denke: Ah, interessant, okay, also, ne?

Aber so das erste Mal beruflich, glaube ich, dann in meiner Ausbildung schon, also das war Ausbildungsthema natürlich auch. Also Autismus war ein Punkt bei uns in unserem schönen HEP-Buch, was wir damals hatten, also ich glaube zwei Bände waren das, unter anderem, und auch Unterrichtsthema, wo auch die Herausforderungen da besprochen wurden. Ich glaube, das war wirklich meine erste Berührung so bewusst mit dem Thema, dass ich: Ah, okay, Autismus! Dass ich das hatte.

Und ansonsten gab es bestimmt bei Blaumeier jemanden, der die Diagnose hatte oder so, von der ich nicht wusste. Oder andere Menschen, die man irgendwo mal trifft, von denen man nicht weiß, dass sie die Diagnose haben, was, wie gesagt, glaube ich, öfter vorkommt, als man denkt.

Mirjam Rosentreter: Was hattest du denn für ein Bild von Autismus im Kopf, bevor dir klar war: Ach so prägt sich das aus?

0:35:14

Christian Marek: Ja, ich glaube dieses ‚Ach so‘, das hatte ich öfter. Und ich glaube auch irgendwie man… Also meine Haltung ist auch ein bisschen, man lernt nie aus. Was heißt ein bisschen, also: Ich habe die Haltung! Man hört nicht auf zu lernen. So.

Und jetzt ist mein Bild von Autismus ein völlig anderes als das, was ich damals in der Ausbildung gelernt habe.

Mirjam Rosentreter: Versuch es mal zu skizzieren. Was war denn das, was das erste Bild war, das dir vermittelt wurde?

Christian Marek: Äh, so ganz grob runtergebrochen? Äh, ja: Menschen, die sozial schwierig sind – so ungefähr – und halt Herausforderungen haben im sozialen Miteinander.

Marco Tiede: Hattest du mediale Bilder? Weil, die gibt es ja auch häufig, Ja? Ich nenne es mal ganz plastisch: Klischee von Autismus. Das hatten wir vermutlich alle: Irgendwann hatten wir alle eine Klischee-Vorstellung von Autismus.

0:36:05

Christian Marek: Wie heißt nochmal der wunderbare Film mit, ähm… Ah….

Mirjam Rosentreter: Rain Man?

Christian Marek: Ja, Rain Man, genau, ist auch ein sehr guter Film. Aber ich meinte eher den mit Edward Norton. Naja gut, okay, ich glaube da spielt er nämlich auch jemanden, der, aber eher… also Rain Man ist ein besseres Beispiel.

Marco Tiede: Das ist das Beispiel für die größte Irreführung, was Autismus angeht.

Christian Marek: Genau, das glaube ich nämlich auch. Also beziehungsweise,  ‚Irreführung‘ ist ein großes Wort, finde ich. Es ist halt ja so medial geprägt geworden dadurch.

Marco Tiede: Ja, ja, genau. Also sagen wir so: es ist eine Facette, die dann lange Zeit als Beispiel gebend…

Christian Marek: Es ist ja immer noch in den Köpfen.

Marco Tiede: Ja.

Christian Marek: Also, wenn du mit Leuten redest. Und auch bei Leuten, die irgendwie vermeintlich das wissen müssten. Also auch beim Amt für soziale Dienste etc. Also überall. Auch in meinem Kollegenkreis bestimmt, keine Ahnung, also ich habe ja nicht mit allen gesprochen. Ich meine jetzt auch gar nicht bei mir, direkt bei mir im Martinsclub. Weil da schon alle sehr viel Erfahrung haben in dem Bereich, zumindest auf der Wohnebene.

Aber bestimmt. Also das ist ganz oft so: wenn man nicht die Berührungspunkte hat, dann weiß man es halt nicht besser. Das ist glaube ich einfach nur Unwissenheit.

Mirjam Rosentreter: Und was genau ist da schief, wenn man nur dieses Rain-Man-Bild im Kopf hat? Also das Bild des im Sozialen stark beeinträchtigten Mannes, der aber in einem ganz kleinen Feld…. Nämlich zum Beispiel auf den Blick zu sehen, wie viele Linsen da runtergefallen sind oder ganze Buchseiten oder ganze Bücher auswendig… Was waren nochmal die Kompetenzen?

0:37:42

Marco Tiede: Fragst du mich oder fragst du Christian?

Mirjam Rosentreter: Ich frage das gerade euch beide. Damit diejenigen, die den Film nicht gesehen haben… Ich wundere mich auch, dass du den gesehen hast. Denn du bist ja ein bisschen eine andere Generation als wir beide.

Christian Marek: Ich wollte auch noch drauf eingehen.

Mirjam Rosentreter: Die schon an der 50 kratzen oder drüber weggekommen sind.

Christian Marek: Hahaha! Wirklich? So alt seid ihr nicht! Das… Äh kommt: Ey! Hört auf! (lacht)

Mirjam Rosentreter: Hm.Doch! Oder ist auch egal. Also wer den Film nicht kennt, kann sich dazu ja Zusammenfassungen angucken.

Christian Marek: Ja, ich wollte nur sagen: Rain Man war gar nicht so das, was mich geprägt hat. Das ist nur ein Beispiel, was mir eingefallen ist.

Ich weiß gar nicht, ob ich so wirklich eine Prägung hatte vorher. Ich hatte nur… Also vielleicht irgendwas aus Medien. Vielleicht irgendwas von irgendwelchen Berichten. Vielleicht irgendwas von Nachrichten irgendwo. So was in die Richtung, aber wirklich sehr, sehr schwach, wenig. Also so nichts, woran ich mich wirklich erinnern könnte jetzt gerade.

0:38:33

Marco Tiede: Aber ich fand deine Zusammenfassung von ‚Menschen, die in irgendeiner Weise anscheinend anstrengend oder schwierig sind‘, oder wie hast du es genannt?

Christian Marek: Weiß ich grad nicht mehr genau.

Marco Tiede: Ja, so ähnlich…

Christian Marek: Herausfordernd? Sowas in die Richtung?

Marco Tiede: … ‚herausfordernd sind‘. Das trifft so ein bisschen zu dem, was ich kennengelernt hatte. Weil es in der DDR, in der ich ja aufgewachsen bin, auch ein Buch gab über autistische Kinder. Das Buch hatte den Titel „Kinder, die anders sind“. Also alles, was irgendwie fremdartig war. Wo man dann so ein bisschen in seiner Uninformiertheit und Unerfahrenheit so leichte Beklemmungen kriegte. Und sich ein bisschen zurückgenommen hat bis dahin. Bis man sich mehr damit befasst.

Und ich finde die Frage – die müssen wir jetzt hier gar nicht vertiefen, aber die Frage: Wie kommen wir denn eigentlich in den sozialen Beruf? Die bewegt sich gerade bei mir noch.

Aber ich würde gern erstmal weitergehen im Gespräch.

0:39:28

Christian Marek: Gerne.

Ich wollte noch sagen: Ich fand in der Autismus-Schulung, die wir gemeinsam hatten, da ist mir auch was von hängen geblieben im Kopf. Und zwar, dass man Menschen, die diese Diagnose haben, betrachten kann wie Menschen aus einer anderen Kultur. Die sozusagen unsere Gesellschaft kennen, aber halt nicht die Werte, Normen und so diese ganzen Regeln gar nicht so raushaben, sozusagen. Und das hat auch nochmal so mein Bild verändert da drauf, wo ich dachte: Ah ja, das greift das vielleicht auch ganz gut.

Marco Tiede: Ja, und umgekehrt kennen wir die kulturellen Gepflogenheiten der Autismus-Community auch nur teilweise. Eindeutigkeit in der Sprache, Konkretheit in der Sprache. Wo wir doch so viel drumrum und bla und zwischen die Zeilen was packen. Zsss, das ist einfach mal: schwierig.

0:40:25

Christian Marek: Ja, es wird anstrengend, ne? Vielleicht war ich auch gerade etwas anstrengend? Weil ich da so viel reingefragt habe.

Marco Tiede: Nein.

Christian Marek: Nein, das war gar nicht… Ich wollte das nicht so auf mich beziehen. Sondern ich reflektiere sozusagen über meine Wortwahl gerade.

Ähm. Und ja, das… Also das, was du beschreibst gerade, das fällt mir nämlich auch immer mehr auf. Also das sind so Sachen, wo ich meinte: Ich glaube, man lernt nie aus. Und das sind so Sachen, wo man dann irgendwann, wenn man jahrelang Erfahrung hat in diesem Bereich, jahrelange Übung… Und wie war das mit den, ich glaube, 6.000 Stunden, 3.000 Stunden? Gibt es irgendwie, um in etwas wirklich gut zu sein. Musst du etwas so lange machen sozusagen. Naja, die hast du locker auf dem Buckel, so ungefähr.

0:41:07

Marco Tiede: Das weiß ich nicht! Aber letztlich ist es, glaube ich, die Grundhaltung: Ich lerne nie aus. Oder: Ich weiß, dass ich eigentlich fast nichts weiß. Ja, die. Mit der ist, glaube ich – das ist auch wieder eine Wertung – anständiger durchs Leben zu gehen. Weil, suspekt werden mir immer die Leute, die sagen: Jaja, ich weiß Bescheid!

Christian Marek: Nee, ich würde eher sagen: mit offenen Augen. Und eher so bereit für das, was kommt. Und eher so annehmend zu dem, was andere reinbringen.

Mirjam Rosentreter: Um nochmal wieder auf unseren Fokus zurückzukommen: nämlich so deine Aufgaben im ambulant betreuten Wohnen oder als Begleitender von Menschen im Alltag. Was wir hier im Raum gemeinsam haben, das ist, dass wir Autismus ganz nah erleben.

Also wir als Eltern oder du auch Marco in deiner Aufgabe, die du als Schulbegleiter hattest oder jetzt als Autismustherapeut. Durch den täglichen Kontakt – was du auch vorhin meintest (Christian) – erleben wir das Leben mit Autismus aus so einer Wir-Perspektive heraus. So hat das mal Rüdiger Graf beschrieben, der auch Vater eines autistischen Kindes ist. Der meinte, dass so beruflich Begleitende wie du und Eltern, vielen Fachleuten, die nur aus diagnostischer Sicht oder medizinischer Sicht auf Autismus gucken, eben diesen persönlichen Erfahrungsschatz voraushaben.

Und deine Arbeit in den letzten Jahren… Also du hast… 2018 bist du dann ja richtig eingestiegen. Und auch da schon in diesem Bereich ambulant betreutes Wohnen. Was hat dieser Realitätsabgleich, der möglich war, ergeben? Du meintest, dein Bild hätte sich gewandelt. Was sagst denn du heute Leuten, wenn sie sagen: Du arbeitest mit autistischen Menschen? Ja wie sind die denn so? Fragt dich das jemand?

0:42:59

Christian Marek: Selten, würde ich erstmal sagen. Weil wir leben alle irgendwie in einer Bubble. Und mit den Leuten, mit denen ich deswegen dann Kontakt habe, die wissen dann eigentlich schon, worum es geht, so grob. Also die Frage wird mir einfach nicht so oft gestellt.

Mirjam Rosentreter: Ja oder: Was erlebst du denn da? Was magst du an der Arbeit? Vielleicht auch.

Christian Marek: Also die Arbeit mit Menschen aus dem Spektrum schätze ich sehr, weil meiner Meinung nach… Also man muss dazu sagen: Es wurde früher ja differenziert zwischen Asperger-Autismus, frühkindlicher Autismus und irgendwie atypisch, glaube ich. Mittlerweile sagt man ja ASS…

Mirjam Rosentreter: Alsodas Autismus-Spektrum.

Christian Marek: …Und dass ich mittlerweile… Also in dem Feld, in dem ich arbeite, mit erwachsenen Menschen, die volljährig sind, die eine gewisse Kompetenz schon mitbringen müssen. Und eine gewisse Selbstständigkeit auch einfach benötigen.

Weil wir nicht rund um die Uhr vor Ort sind. Das muss man auch sagen: Also wir kommen zwei-, drei-, viermal je nach Bedarf pro Woche zu den Menschen nach Hause. Und dann sind wir auch schon wieder in dem Bereich, wo man sagt: Okay, wie oft können Termine stattfinden? Denn das ist auch belastend. Aber das kann man individuell anpassen.

Aber ich erlebe diese Arbeit mit den Menschen, die oft bei uns eine Asperger-Autismus-Diagnose noch bekommen haben, als… Also, es ist auf jeden Fall ein sehr klarer Umgang miteinander, es ist so ein Bedürfnisse-Abstecken.

Also ganz oft erlebe ich, dass das so, da einfach offene Fragen im Kopf sind. So, ne? Und irgendwie die nicht geklärt sind. Und dann kommen wieder diese sozialen Regeln dazu, so, ja. Was für Fragen darf ich denn alles stellen, und was nicht, und was ist richtig, was nicht? Und dann bleibt man oft irgendwie alleine mit diesen Fragen in seinem Kopf, oder ihrem Kopf. Und das ist einfach dann schwierig und anstrengend irgendwann, und oft führt das dann – also wirklich, ich breche es sehr runter – zu einem Meltdown, so, ne, und irgendwie Breakdown, was auch immer kann passieren, so.

Und, also ja genau: Ich erlebe das als sehr bereichernd. Weil halt da oft eine Klarheit vorhanden ist, was die eigenen Bedürfnisse angeht auch. Also das kann ganz klar verbalisiert werden eigentlich. In der ersten Instanz, sage ich mal. Ganz oft, so erlebe ich das zumindest.

Manchmal mag das dann sein, dass da doch irgendwelche Hindernisse sind. Und dann heißt es: Hey, ich möchte gerne das. Ich möchte gerne eine Arbeit. Zum Beispiel. Und dann sagen wir: Ja klar, dann suchen wir doch mal einen Job raus. Dann machen wir das. Dann gehen wir mal da hin. Und wenn man dann da ist, dann heißt es: Ah nee, doch nicht. Oder so. Also das kann auch mal vorkommen. Und dann kann das sein, dass es dann andere Hindernisse gibt.

Gut, wenn wir sagen: Wir gehen da mal hin, dann ist das auch sehr weit gegriffen. Weil, okay: sozialer Kontakt, fremde Leute, fremde Umgebung, so. Ich verstehe, was sich dann im Kopf abspielt. Es geht dann eher so um die Barrieren sozusagen, die dann entstehen und genau diese ganzen Punkte einmal sozusagen durchzugehen, so. Was benötigst du denn, damit das geht für dich?

Mirjam Rosentreter: In die einzelnen Schritte, die du auch öfter erwähnst.

Marco Tiede: Dieses die Dinge ein stückweit voraussehbar zu machen. Also wenn es dann heißt: Ja lass mal dahin gehen. Das noch mal für sich zu erörtern: Okay was wird uns da erwarten? Wer wird dort sein? Wie sind die Räume? Und: Lass uns das mal angucken, damit du weißt, worauf du dich überhaupt einlässt. Das kann ja manchmal auf ganz basale Dinge zurückgehen.

So wie ich ja auch mal einen Klienten hatte, mit dem ich was Behördliches vorbereitet hatte und dann sagte: Lass mal rüber gehen zur Post ne Briefmarke holen. Dann erstarrte dieser Mensch und sagte: Ja das kann ich jetzt nicht. Okay, dann mache ich das. Wir gehen zusammen, ich hole die. Und Wochen später kam dieser selbe Mensch – wir hatten wieder irgendwas einzutüten und zur Post zu bringen – sagte: Ich besorge die Briefmarke. Ach heute geht das? Ja, ich habe das ja einmal gesehen. Und ich habe mich heute darauf eingestellt. Das war mir letztes Mal zu spontan.

Also dass da auch wieder klar wurde: Es geht immer um diese Voraussehbarkeit der Dinge. Also je mehr Voraussehbarkeit für autistische Menschen geschaffen wird, desto mehr Sicherheit haben sie dann auch zu interagieren.

Christian Marek: Als ich hierhergekommen bin, habe ich gestern Abend noch mal die Adresse rausgeguckt. Habe dann noch mal heute irgendwie bei Google Maps geschaut, wo war das denn noch mal? Ah, ja, okay, da. Also ich habe mir schon so ein Bild verschafft: Wo muss ich eigentlich hin? Ah, Neustadt. Dann: Okay, wie komme ich denn da hin? Wie fährt denn der Zug?

Also diese ganzen kleinen Schritte, die ganz oft bei ganz vielen Menschen einfach völlig natürlich ablaufen, die haben ja Menschen mit Autismus oder mit dieser Diagnose oft nicht so natürlich im Ablauf, sozusagen. Oder müssen die halt mehr durchdenken, müssen die halt mehr Schritt für Schritt für Schritt: A, B, C, D. Und nicht dieses: Ja, dann mache ich A und dann bin ich schon gleich bei D. Wie, was ich gerade gesagt habe: Ja, dann gehen wir da hin. Also, ja: Wow, wow, wow! Also was gehört denn alles dazu? Mal halblang so, ne? Für viele Menschen ist das einfach gar kein Problem. Die sagen dann: Ja, dann gehe ich da mal hin, gucke mir das mal an. Ja, aber für Menschen aus dem Spektrum halt eben nicht.

0:48:10

Mirjam Rosentreter: Wir wollten ja noch ein bisschen erklären, wie man an den Dienst ambulant betreutes Wohnen überhaupt herankommt. Erstmal, wer stellt denn den Antrag darauf?

Christian Marek: Eigentlich die Person selber. Also sie muss eigentlich offiziell das machen. Ganz oft läuft das aber auch über die Eltern oder andere Angehörige. Theoretisch, wir haben auch so eine Vorlage… Das muss nichts Bestimmtes sein. Das kann nur ein Dreiteiler sein, also wirklich so von wegen: Ich möchte gerne ambulant betreutes Wohnen haben. Und dann schickt man das ab. Man muss nur seine Adresse darauf schreiben. Weil, dann kommt nämlich eine Antwort mit einem Antrag.

Und den muss man ausfüllen. Und da gibt es dann ein Kreuz, was man setzen muss bei ‚Betreutes Wohnen‘. Und dann muss man entsprechende Nachweise dazulegen. Da kann man sich dann durcharbeiten. Das sind irgendwie, weiß ich nicht, 10 Seiten oder so? Auch das habe ich zum Beispiel oder haben wir. Das kann man im Internet raussuchen, das findet man dort alles. Man muss nur halt wissen auch wo.

Marco Tiede: Kommt alles in die Shownotes.

Mirjam Rosentreter: Genau, das wollte ich gerade sagen. Es gibt ja auch nicht nur den Martinsclub. Es gibt in Bremen und überhaupt in ganz Deutschland diverse Anbieter.

Und du meintest ja vorhin, im Grunde kann man das noch nicht beantragen, wenn man noch zu Hause wohnt, aber man kann es sehr wohl bereits frühzeitig vorbereiten.

Christian Marek: Es schadet nicht.

Christian Marek: Und die Erfahrung haben Eltern auch gemacht, dass es sich lohnt, auf jeden Fall schon mal nach einem Träger Ausschau zu halten. Also Leute zu kontaktieren, da anzufragen, habt ihr Kapazitäten frei? Also habt ihr Leute, die noch Zeit haben, Menschen zu begleiten? Würde das passen?

Und dann sich dort auch vor Ort beraten lassen, um dann gemeinsam diesen Antrag zu stellen oder zumindest dabei beraten zu werden. Das hattest du auch empfohlen, dass dieser Weg manchmal auch der geschmeidigere ist.

Christian Marek: Ja, genau, dann kann man gleich schon was mitbringen und sagen: Mensch, ich war schon da und hab hier irgendwie schon nachgefragt und die hätten Kapazitäten und das finden wir super, das würden wir gerne machen. Und genau, ‚geschmeidiger‘ ist ein gutes Wort dafür.

0:50:08

Mirjam Rosentreter: In deiner Vermittlerrolle, so als Alltagsbegleiter, in welchen Momenten bist du denn dann auch Konfliktlöser? Das erleben Eltern so oft, dass sie regelrecht wie Anwälte ihre Kinder auftreten müssen gegenüber Ämtern, um Rechte durchzusetzen. Machst du sowas auch?

Christian Marek: Ja, also das, ähm, ich versteh das und, äh… Gut, die Elternrolle ist halt auch eine spezielle Rolle, sage ich mal, so, und ich glaube auch, dass Menschen aus dem Amt, also so wie du es jetzt gerade beschrieben hast, auch auf diese Elternrolle mit einem bestimmten Blick gucken. Was auch immer das für einer ist, das weiß ich gar nicht genau.

Und ich mache das auch. Aber es hat, glaube ich, für Ämter ein anderes Gewicht, wenn da nicht ein Elternteil, ein einzelnes Elternteil oder sozusagen aus einer Familie irgendwas reinbringt in das Amt. Im Vergleich dazu, wie das der Martinsclub mit über 1400 Mitarbeitern, mit irgendwie, ne, in ganz Bremen bekannt, beim Amt bekannt und auch benannt, wenn die das machen. Also, wenn ich das im Namen des Martinsclubs sozusagen tue, für jemanden, dann, ja, weiß ich nicht. Also, zumindest hat das bisher immer wunderbar funktioniert, sage ich mal. Also, es gab immer einen guten Austausch.

Also wir können natürlich auch unseren Eindruck geben. Und unser Eindruck im sozialen Bereich… Und das ist es vielleicht eher: Weil wir einfach Erfahrung haben, so. Wir kennen Klientel, wir kennen sozusagen auch unsere Klientel und die Leute, die auch ein Anrecht haben. Und Eltern oft nicht.

Und dann ist es bei Eltern oft so das Ding: Ja, was wollen die jetzt genau? Sind die… Und ich kenne diese Sorge, glaube ich, von Eltern. Oder ich kann das zumindest nachvollziehen, ‚kennen‘ selber wär zu hochgegriffen. Dass man so rüberkommt, als wenn man unbedingt jetzt eine Hilfe braucht für sein Kind. Und dann wird oft hinterfragt, ob das denn wirklich so ist. Weil man halt als Elternteil, glaube ich, entsprechend das macht.

0:52:18

Mirjam Rosentreter: Also ob es im Sinne des Kindes ist?

Christian Marek: Ja, auch. Es ist so ein Zusammenspiel von so verschiedenen Sachen. Also auch das, ja. Ob es im Sinne des Kindes ist. Ob es denn überhaupt die Grundvoraussetzungen gibt. Ob das schon alles geklärt ist. Oder ob das erstmal nur so ein Ich-brauche-Hilfe-und-jetzt-seid-ihr, Ihr-müsst-mir-doch- helfen-Situation, -Moment ist.

Marco Tiede: Da hast du dann sozusagen diese Übersetzer-Funktion, dass du….

Christian Marek: Ja, so kann man es sagen.

Marco Tiede: …Bedarfe, die die Eltern oder auch die Angehörigen – die ja inzwischen erwachsen sind – anmelden. Und das dann in das, ich sag mal, Beamten-Deutsch transponierst und sagst: Yo, das ist Dies-das-Ananas. Und dann geht’s los.

Christian Marek: Nee, das ist es gar nicht so sehr, würde ich sagen. Beamtendeutsch ist es nicht. Sondern vielmehr: Ich weiß halt, was es braucht.

0:53:04

Marco Tiede: Ja, ich finde es so schade, dass es so ist. Dass wir erst mit dem Schwergewicht eines bekannten Trägers uns ins Spiel bringen müssen. Und dass die Eltern nicht von vornherein auch von Behörden ernst genommen werden. Im Sinne von: Da ist ein Elternteil und ein Angehöriger und eine Angehörige, die haben Bedarf. Und sagen: Das ist so, und was können wir jetzt damit machen? Dass dann die Behörden sagen: Ich glaube, da gibt es gute Angebote bei da und dort und hier. Und lassen wir uns doch mal gucken. Es gibt ganz selten auch solche Menschen in den Behörden, die dann das auch so ernst nehmen.

Christian Marek: Ja, es gibt gute Leute bei Behörden und Ämtern. Und ich arbeite… Also darauf wollte ich nämlich noch eingehen vorher: Wir arbeiten ja schon jahrelang mit manchen Menschen zusammen aus den Ämtern, so. Und das ist dann eine gute Zusammenarbeit sozusagen. Und deswegen ist es dann eher so diese Beziehungsebene, sage ich mal. Die wir ja auch ganz klar in unserer Arbeit benötigen, die da gegeben ist.

Marco Tiede: Also weniger ein Nicht-ernst-Nehmen der Eltern.

0:54:11

Christian Marek: Genau. Also gar nicht so, dass die Eltern sozusagen da irgendwie n kleines Licht sind, so nach dem Motto. Sondern eher: Weil diese Beziehung habe ich schon zu diesen Menschen. Und die kennen mich. Und es gibt eine Art Vertrauen, berufliches, professionelles Vertrauen.

Marco Tiede: Also ist das auch ein Teil deiner Übersetzer- oder Vermittlerfunktion, dass du diese Beziehung schon in die Arbeit mit den Ämtern einbringen kannst?

Christian Marek: Ja.Das ist dann was Individuelles. Also auch beim Amt gibt es Fluktuationen und Wechsel. Und bei uns ja auch, so ist es ja nicht.

Marco Tiede: Ich glaube, deine Frage zielte ja auch ein bisschen dahin: Das eine ist ja vielleicht, dass wir so als Institution – auch wir als ATZ – natürlich nochmal eine andere Aufmerksamkeit hervorrufen bei bestimmten Leuten in den Behörden. Als eben einzelne Eltern oder Angehörige oder Menschen, die Bedarfe anmelden. Das finde ich einerseits ein bisschen schade, aber auch verständlich. Dass es dann natürlich aus diesem beruflichen Kontext heraus. Manchmal schneller gehen kann.

Aber ich meine auch nochmal die direkte Vermittler- oder Übersetzerfunktion, in der Kommunikation, in der Interaktion. Weil ich das eben auch manchmal in Therapien erlebe: Dass Menschen Schwierigkeiten haben mit Behörden, mit wem auch immer, mit Arbeitgebern zu kommunizieren. Und dann rufen wir oft zusammen an. Ich denke, sowas ist auch ein Szenario, das du auch kennst.

Christian Marek: Kenne ich, ja.

0:55:33

Marco Tiede: Und sagen: Ja hallo! Ich bin der und der von der und der Institution. Ich rufe hier gerade zusammen mit meinem mir gegenüber sitzenden Klienten, Klientin an. Und wir haben folgendes Anliegen. Dann fragen die noch ihre Daten ab und so. Und dass ich dann in der Ruhe, die mir als relativ Außenstehender ja typisch ist, bestimmte Dinge ab… um nochmal ein paar Infos zusammen zu knüpfen und zu vermitteln: Ja hier hat mein Klient oder meine Klientin Dinge anders aufgefasst. Deswegen kam es nicht so, wie Sie das sich vorgestellt hatten von behördlicher Seite.

Also Beispiel: Jobcenter braucht irgendwelche Mitwirkungspflichten und Papiere. Und einer meiner Klienten, die dann da vor Ort sind, sind völlig aufgelöst und sagen: Die legen mir dauernd Steine in den Weg! Und das ist ja alles furchtbar! Was wollen die denn alle? Und ich sage: Hm, das ist halt ein bisschen nervig…

0:56:33

Christian Marek: Ja, das ist Bürokratie.

Marco Tiede: Ja, das ist die Bürokratie. Und wir, wir sortieren das noch mal Stück für Stück. Und wenn er anruft, dann ruft er völlig aufgelöst an und sagt: Das ist ja alles fusch! Das geht ja alles nicht schnell genug! Und dies das und uahh und ganz viel Aufregung. Und Stress, der dann natürlich sich auf die Menschen in der Behörde überträgt: Was wird denn das jetzt? Also so will ich ja schon mal gar nicht mit mir reden lassen.

Christian Marek: Ja. Ja.

Marco Tiede: Und ich als Außenstehender oder auch du als Außenstehender, der aber einerseits in diesem beruflichen Bezug ist, kann dann die Dinge noch mal etwas neutraler sortieren so.

0:57:09

Mirjam Rosentreter: Und was ich gerne noch ergänzen möchte: Wenn Eltern sich dieser Vermittlerrolle, die sie da auch haben, bewusst werden und so ein bisschen einen Schritt beiseitetreten. Und versuchen, diese emotionale Verstrickung, diese vielen Gefühle, diese Verzweiflung mal so ein Stück beiseite zu schieben. Dann kann es ja auch gelingen. Mit mehr Souveränität.

Vielleicht mit etwas mehr Rückendeckung auch durch andere Eltern: Also da hilft dann vielleicht auch unser Elternkreis, das merken wir immer im Austausch, solche Behördengänge anzutreten. Wir haben das beim letzten Mal besprochen. Also einmal dieses Gefühl: Da ist die Bürokratie der Ämter. Da komme ich nicht durch. Die hören mich gar nicht. Und man kämpft gegen an.

Und dann gibt es für Eltern auch noch manchmal diese Kämpfe, die sie so empfinden, sogar mit Fachkräften. Zum Beispiel mit Diagnostikern, mit Arztpraxen. Und da haben wir das das letzte Mal im Elternkreis diskutiert, dass man auch die Perspektive dann manchmal von den Leuten, die da vor einem sitzen, übernehmen muss.

Und in dem Fall: Was hat eine Ärztin für eine Aufgabe? Das Kind zu schützen. Dafür zu sorgen, dass es nicht mit Medikamenten vollgepumpt wird, die nicht gut für es sind. Oder da sitzt jemand auf der Behörde und hat abzuwägen: Ist dieser Person hier wirklich mit dieser Maßnahme geholfen? Ist das das, was sie braucht?

Und diesen Perspektivwechsel: aus der Rolle ein bisschen in so eine professionellere Haltung zu gehen. Darauf kommt es auch oft für Eltern an. Das ist so etwas, was dann im Laufe der Jahre die Lebenserfahrung bringt.

0:58:40

Christian Marek: Also ich finde auch ganz wichtig, was du gerade gesagt hast, Marco: Diese Ruhe, die ist so entscheidend! Also wenn ich gestresst bin, dann stresse ich andere sehr wahrscheinlich.

Marco Tiede: Ja, total.

Christian Marek: Also es muss nicht sein so. Man muss sich nicht von Stress anstecken lassen, aber Stimmungen übertragen sich. Und auch die paraverbale Sprache, sprich meine Betonung, meine Stimmlage, das macht was aus. Das ist wichtig oder hat Einfluss auf die Situation, sagen wir so, klar. Neben der nonverbalen und verbalen auch, ganz klar. Also Sprache und Körpersprache, so ungefähr. Aber genau, diese Ruhe ist ganz entscheidend.

Und was du auch eingebracht hast, Mirjam: die professionelle Perspektive oder beziehungsweise etwas Distanz. Weil, Emotionalität kann super sein. Und wie gesagt, ich werde Papa, haha. Ich bin in letzter Zeit ganz oft emotional total involviert und offen und irgendwie. Ich musste letztens – ich erzähle es in letzter Zeit etwas zu oft, merke ich gerade, aber ich will es trotzdem jetzt hier auch nochmal sagen: Ich musste letztens weinen, weil eine Katze in einem Horrorfilm mitgespielt hat. Und die Katze hat überlebt. So Cliffhanger, Sorry! Hat so was.

Marco Tiede: Hast ja noch nicht gesagt, welcher Film es war.

Christian Marek: Ja genau, genau das wollte ich gerade verhindern.

(beide lachen)

Also von daher, aber falls da Interesse besteht, gerne einfach mich anschreiben deswegen.

(Lachen)

Marco Tiede: InEmotionalitäts-Fragen, oder?

Christian Marek: Auchdeswegen natürlich, aber dann muss ich die Zeit ein bisschen….

1:00:16

Marco Tiede: Aber wie du schon sagst: Die Emotionalität ist ja auch Triebfeder, ne?

Christian Marek: Ja.

Marco Tiede: Undgleichzeitig überdeckt sie dann einiges, ne?

Christian Marek: Richtig, es kann halt dann voll in den Fokus geraten. Dann ist es nur emotional. Und nur Emotionalität führt oft nicht so weit. Weil, also wenn man angespannt ist und aufgeregt ist, weil man… weil das wichtig ist – ich kenne das von mir selber auch – dann kann man durchaus emotional werden, so. Und dann oft bedenkt man dann nicht alle Sachen, die man eigentlich bedenken wollte. Und oft fühlen sich Menschen dann auch von dieser Emotionalität entweder angesteckt oder abgelehnt. Also so, dass sie halt denken von wegen: Nee, also jetzt will ich hier überhaupt nicht mehr. Das ist ja viel zu wild.

Also so, das ist halt wirklich oft nicht hilfreich, sag ich mal. In Situationen, wo man vielleicht auch von der anderen Person etwas möchte, ne. Das muss man auch bedenken. Also, wenn es nur um mich geht und ich will einfach mal meine Emotionen rauslassen – hey, dann kann das super sein! Warum denn nicht? Aber, wenn ich bei einem Arzt sitze und irgendwie eine Diagnose brauche oder irgendwie. Der sagt: Naja, da fehlt noch was. Und ich sage: Warum denn jetzt schon wieder? Weil, ich war doch schon bei 10 anderen! Das kann….! Ja, dann sagt der: Ja, okay, also jetzt mal beruhigen! Und vielleicht sollten Sie besser gehen, wenn das zu viel ist hier für Sie. Dann komme ich nicht weiter.

1:01:24

Mirjam Rosentreter: Aber gerade diese Emotionalität, die ist ja auch ganz wichtig – die eigene da – manchmal im Griff zu behalten. Im Alltag mit unseren Kindern oder du vielleicht auch mit den… Wie sagtest du?

Christian Marek: Nutzer:innen, also die Leute, die wir betreuen oder begleiten.

Mirjam Rosentreter: Iris Johansen, die selbst Autistin ist und dann später, glaube ich, Pädagogin wurde und auch durch Europa tingelt und Vorträge gehalten hat. Und auch Mutter ist sie. Die hat in ihrem Buch über ihren eigenen Autismus und wie sie entdeckt hat, was eigentlich mit ihr los ist, mal geschrieben, dass sie, wenn ihr etwas ganz wichtig ist, dass sie das wie so eine Botschaft erst mal in den Raum stellt: Etwas in die Atmosphäre stellen. Und da steht dann erst mal diese Info. Wie so eine Luftblase, stelle ich mir das vor, wie so eine Seifenblase. Und wird klar und deutlich platziert. Aber mal gucken, wann sie landet.

Also so zum Beispiel bei den vielen Momenten, die du ja in deinem Alltag vielleicht auch hast, wo irgendwie etwas angeschoben werden muss. Wie ihr das hattet mit den Pizzakartons, die weggeschmissen werden müssen. Oder mal rausgehen, irgendeine Schwelle überwinden.

1:02:36

Christian Marek: Ja, das ist oft so bei mir, ja. In der Arbeit. Und auch privat manchmal, ja.

Mirjam Rosentreter: Und wenn du merkst: Da ist ein Widerstand. Da muss irgendein Hindernis überwunden werden innerlich. Da kämpft gerade jemand mit sich. Was machst du dann?

Christian Marek: Also, ich würde jetzt versuchen herauszufinden, was das ist. Und dann gucken, wohin das führt. Und oft ist das so, dass da ganz viel mehr hinter steckt. Also, diese inneren Barrieren, die wir haben und die wir wahrscheinlich auch alle irgendwie ein bisschen haben, die haben ganz viel mit uns zu tun, mit unserer Geschichte und dem, was wir erlebt haben. Und eine Sache, die ich aus der Ausbildung gelernt habe und mitnehme und auch immer noch prägnant ist, ist, dass kein Handeln unlogisch für die Person ist, die es ausübt.

Marco Tiede: Ja, das finde ich auch ganz wichtig. Also die Verstehensebene in den Vordergrund zu rücken, bevor wir über Lösungen nachdenken. Weil, die vorschnelle Lösungssuche kann dann auch wieder neuen Stress verursachen. Dass wir dann sagen: Ja, ja, ich weiß dann was zu tun ist. Und sofort ist man wieder unter Druck. Und erst mal zu verstehen, wie du schon sagtest: Woher kommt das? Wohin führt das? Und was steht dahinter?

Christian Marek: Ja, ja.

Marco Tiede: Wirklichdieses Wahrnehmen: Da ist jemand angespannt. Und das ist eine Bewältigungsstrategie. Wenn da jemand dann seine Emotionalität zu einem freien Lauf lässt. Weil er sonst eigentlich vielleicht in den Meltdown geht, wenn er das nicht machen kann. Und gleichzeitig festzustellen: Okay, das ist nötig. Und gleichzeitig schauen: Was steht dahinter? Und was können wir jetzt für dich tun, was brauchst du jetzt?

1:04:28

Mirjam Rosentreter: Und mir fällt dazu ein, das war bei einer Fachtagung von Autismus Hamburg Thema, da ging es auch ums Erwachsenwerden. Und da war der Tipp, ich weiß nicht mehr, wer es war, ich versuche es für die Shownotes rauszufinden: Eltern neigen dazu, wenn es ein Problem gibt, immer zu fragen: Warum denn? Ja, warum denn? Ja, warum wollen wir denn jetzt? Ja, warum kannst du dir denn jetzt die Schuhe nicht anziehen? Wir müssen aber los! Also immer so ein… Einfach nur mit einem ‚Warum‘ versuchen sie das Problem manchmal zu klären. Wenn sie sehr unter Druck sind. Und da war dieser, ich finde, ziemlich geniale Vorschlag, das anders zu formulieren. Und die Vortragende meinte: Machen Sie doch einfach ‚Du willst gerade das Haus nicht verlassen, weil…‘, so einen neutralen Satz.

1:05:17

Marco Tiede: Naja gut, das ist aber auch wieder eine umgekehrte Warum-Frage.

Christian Marek: Ja, und da geht man auch schon einen Schritt weiter: Weil nur weil man die Schuhe nicht anziehen will, heißt das ja nicht, dass ich das Haus nicht verlassen kann.

Mirjam Rosentreter: Hey, das ist schon wieder eine Interpretation, ja.

Marco Tiede: Jetzt habe ich diesen schönen Vorschlag völlig zerpflückt, schade.

(Lachen und Kichern)

Christian Marek: Aber nein. Aber es kann ja sein, dass man auch vor der Tür steht und sagt: Ich will nicht. Und dann die Frage: Warum, warum, warum? Also dann ist es naheliegender, dass man vielleicht nicht rausmöchte.

Marco Tiede: Es kann eine Einladung sein, in diese Satzvervollständigung zu kommen. Weil ich da nochmal einen anderen Zugang habe. Ich hatte eher gedacht, das geht dann auch ein bisschen darum: Was treibt dich denn gerade? Was fühlt sich gerade so schlecht an, jetzt in den Schuh zu kommen oder loszukommen? Wo ist dein Stress?

Christian Marek: Ja, ich glaube, was hilft in so einer Situation? Und ich bin nicht so erfahren, was solche Situationen angeht, sag ich mal. Das kommt bestimmt noch.

Marco Tiede: Das kommt noch (unverständlich)

Christian Marek: Freue ich mich drauf! (lacht)

(kleine Pause) Ähm. Ich glaube, erst mal zu akzeptieren, dass das halt gerade so ist. Und nicht versuchen, die Situation zwanghaft jetzt zu verändern und so zu machen, wie ich sie gerne jetzt hätte. Also so, das erst mal. Diesen Abstand zu bekommen, von wegen: Okay, es ist jetzt gerade so. Und Stress hilft niemanden in der Situation weiter. Aber ich weiß auch: Naja, wir haben alle was zu tun. Wir haben Zeitdruck etc. und sonst wie. Es kommt ganz schön viel auf uns ein. Und dann nicht den Kopf zu verlieren in so einer Situation, das ist schon eine sehr große Herausforderung, sage ich mal.

1:06:48

Mirjam Rosentreter: Ist das schön, das knüpft total an dem an. Jetzt nochmal zurück zu dem Porträt über dich in unserem M-Magazin: Da warst du auch schon ganz weise und hast das da schon erkannt. Da hast du nämlich schon gesagt, hast du aus deiner Ausbildung als Heilerziehungspfleger schon mitgenommen: Ich habe hier vor allen Dingen gelernt, mich selbst auch mal zurückzunehmen und geduldig zu sein.

Christian Marek: Ja, das stimmt. Jetzt, wo du das sagst. Das habe ich, glaube ich, wirklich da sehr gut gelernt, ja. Und ich habe mit diesem Lernen einfach nicht aufgehört. (lacht)

Marco Tiede: Das wird dich dein Kind nochmal ganz neu lernen… lehren.

Christian Marek: Ja, ich bin so gespannt.

1:07:23

Mirjam Rosentreter: Was willst du denn für ein Vater sein?

Christian Marek: Wow, oh mein Gott! Keine Ahnung, ich fang gleich an zu heulen. (lacht) Ich sag’s, ich bin emotional. Ähm. (kleine Pause)

Ja, in erster Linie will ich da sein. Also das ist mir das Wichtigste. Ich will einfach da sein.

Mirjam Rosentreter: Und was wünschst du dir aus der Perspektive des werdenden Vaters und jetzt engen Begleiters von Menschen, die in die Welt hinausgehen, von der Gesellschaft? Was sollte sich da verändern, damit du da sein kannst?

Christian Marek: Also, Vier-Tage-Woche wäre gar nicht so schlecht. Mehr Geld für weniger Arbeit wäre auch nicht schlecht, das macht alles viel leichter. Vielleicht auch besseres Wetter, das wäre auch toll. Ich weiß nicht, wie da Gesellschaft mitspielt. Aber, anderer Ort, sowas in die Richtung. Aber mit schönen trotzdem gleichen sozialen Sicherheitsbedingungen etc.. Ich weiß es nicht, ganz ehrlich, keine Ahnung! Ich glaube, das sind so große Fragen. Und die richten sich an so hohe Stellen, sage ich mal, auch jetzt politisch. Die bin ich gar nicht in der Lage, das zu beantworten.

Marco Tiede: Ich glaube, die Frage von dir zielte eher so auch in diese Art von Manifestation einer Idee, einer Vorstellung zu sagen: Also, wenn ich das entscheiden könnte, dann wünschte ich mir das so und so. Oder wie dann die sprichwörtliche Fee, die sagen würde: Bling! Und dann passiert das.

Christian Marek: Danke, dass du mich erdest.

Marco Tiede: Kein Ding.

Mirjam Rosentreter: Wir öffnen das zum Schluss immer sehr weit. Weil unsere Gäste, die hier in unseren Podcast kommen, durch die Herausforderungen, die sie so im Leben gemeistert haben, ganz viel übers Leben lernen. Und davon soll jeder, der uns zuhört, noch was für sich mitnehmen möglichst. Das ist so unser Ansinnen. Denn was kann jeder für sich mit in den Alltag nehmen? Also was wäre dir da wichtig?

1:09:20

Christian Marek: Also ich würde gerne auf beide Fragen eingehen. Also einmal auf die Frage, die ich gerade so sehr groß beantwortet habe, im kleineren. Und das wäre dann: Also was bräuchte es denn sozusagen, damit ich der Vater sein kann, der ich gerne möchte? So war das ja glaube ich ungefähr.

Mirjam Rosentreter: Ja, sehr über Bande, aber darauf läuft es hinaus, ja.

Christian Marek: Im Grunde finanzielle Freiheit, glaube ich, Unabhängigkeit, sowas in die Richtung. Ich glaube, das würde viel Zeit geben. Weil Arbeit ein wichtiger Faktor ist, damit wir unser Leben leben können, wie wir leben wollen. Und wenn wir das Leben leben wollen, was von Geld abhängig ist – und wir leben in einer Welt, in der Geld einfach ein Riesenfaktor ist und viel ausmacht – dann ist es das.

Mirjam Rosentreter: Und das ist ja auch das, was du für deine Klienten wünschst, oder? Dass sie da hinkommen. Freiheit. Also in diese Unabhängigkeit.

1:10:23

Christian Marek: Also, ich würde eher sagen: Ich wünsche meinen Klienten oder den Leuten, die wir begleiten, das, was sie sich selbst für sich wünschen. Also so. Ich weiß halt nicht, ob das der Wunsch ist von den Leuten, die wir begleiten. Das müsste man dann im Einzelgespräch mal im Individuellen irgendwie klären. Ich glaube, das würde viel helfen, wenn finanziell da keine Sorgen vorhanden sind, sozusagen. Weil ich glaube, diese Sorgen überschatten so einiges mit der Zeit. Und vieles ist man sich auch gar nicht bewusst und vieles läuft unterbewusst. Ja, aber genau, so denke ich das.

Ja, und die andere Frage, um darauf einzugehen nochmal, war….

Mirjam Rosentreter: Was hast du über Autismus gelernt, was jeder für sich mitnehmen kann, also was du den Leuten mitgeben willst: Hey, wusstet ihr das noch nicht?

Christian Marek: Ja, weiß ich nicht, ob ich derjenige bin, der das tun kann. Aber wenn du mich so direkt aufforderst, dann sag ich da ja gerne was.

Marco Tiede: Es geht ja um deine Perspektive in dem Sinne.

Christian Marek: Ja, wenn es etwas gibt, was ich jemandem mitgeben wollen würde oder an die Hand geben wollen würde, sage ich mal, dann ist es in erster Linie mal: Ruhe, Gelassenheit und ein offenes und aufrichtiges Interesse von der Person gegenüber. Ja, so ungefähr. Und ich glaube, damit ist schon ganz viel getan. Aber das ist auch ganz schön viel, was es braucht, um da hinzukommen, meiner Meinung nach. Und ich will gar nicht sagen, dass ich das komplett erreicht hätte oder dass es bei mir so wäre. Aber das ist das, was ich gerade dazu denke.

Marco Tiede: Also ganz kurz, damit bist du nicht allein. Ich habe das auch noch nicht erreicht. Aber die Punkte sind immer anstrebenswert. Also diese Ruhe, die Gelassenheit und das Interesse für mein Gegenüber und das Verstehen-Wollen.

Christian Marek: Ja genau, das aufrichtige Verstehen-Wollen, das Nachvollziehen-Wollen: Hey, wie siehst du das denn? So. Das ist unglaublich essentiell, auch in der Beziehungsarbeit. Das ist die Basis davon auch. Ich muss mich einlassen. Aber dann natürlich auch das Wahrnehmen, was kommt.

Und auch das: Wenn es, ja, kein aufrichtiges Interesse vom Gegenüber gibt, sag ich mal. Dann muss man sich fragen: Okay, wie viel will ich jetzt noch weiter da reingehen? Aber das muss halt passen, das muss halt, naja, sozusagen, es muss sich halt treffen und es muss funktionieren so. Und Verständnis war das eine, genau.

Ich hatte gerade noch was anderes im Kopf.

Marco Tiede: Akzeptanz?

Christian Marek: Ja, genau. Also das geht ja alles in die Richtung so. Aber das meine ich auch, genau. Ich weiß es gerade nicht mehr, vielleicht fällt es mir noch ein, aber äh…

Mirjam Rosentreter: Ich kann nicht so einfach zurückspulen, das….

Marco Tiede: Naja, also es war ja die Ruhe und die Gelassenheit, die ich da reinbring. Also in der Ruhe gehört ja auch dazu, mich von diesen manchmal sich beschleunigenden Prozessen zu entkoppeln. Dass ich mich davon nicht anstecken lasse. Da ist jemand, der ist völlig aufgebraucht und du sagst: Ok, ja. Ich höre dir zu. Ja, verstehe ich. Und sich da nicht reinziehen zu lassen.

Christian Marek: Ja, diese Aufrichtigkeit und dieses wirklich… Also zuhören, ist nicht leicht.

Marco Tiede: Ja.

1:13:50

Christian Marek: Ist so.Und das… Weil wir ganz oft beim Sprechen – so kenne ich das zumindest auch von mir selbst – haben wir eigene Gedanken zu dem, also Gedanken zu dem im Kopf, was gerade gesagt wird von der gegenüberliegenden Person. Und das sind dann wieder unsere Perspektiven. Das ist wieder unsere Sichtweise. Es ist gar nicht unbedingt die Sichtweise des Gegenübers. Und dann kommt das oft dazu, dass wir uns einfach nur über unterschiedliche Sichtweisen austauschen. Und zwar so beide sozusagen was reinbringen, immer wieder was reinbringen, aber gar nicht so gegeneinander irgendwie auf die andere Sichtweise hundertprozentig eingehen. Und nachvollziehen wollen: Was ist denn dahinter? Worum geht es dir denn dabei? Wie fühlst du dich denn damit?

Marco Tiede: Verstehe ich dich richtig, wenn ich annehme, das du – und so weiter.

Christian Marek: Ja, das ist ein aktives Zuhören. Es ist auch ganz oft einfach ein Zusammenspiel. Also so, es muss gemeinsam klappen. Es ist ein gemeinsam und nicht ein gegeneinander. Es ist ein zusammen und nicht entgegen. Also so dieses, das ist für mich auch ganz wichtig. Weil das auch so einer dieser Grundwerte ist, die ich so mit mir rumtrage: Gemeinsamkeiten schaffen statt Gegensätzlichkeiten.

Es gibt ein wunderbares Buch, was ich vielleicht an dieser Stelle einmal empfehlen möchte. Was ich gerade lese, in Anbetracht darauf, dass ich bald Vater werde. Und das heißt: „Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“. Und deine Kinder froh sein werden, wenn du es gelesen hast, ist, glaube ich, der gesamte Titel, tatsächlich. Von Perry, ich weiß gerade nicht, wie der Vorname… Perry ist der Nachname. Ist sehr spannend. Kann ich sehr empfehlen! Spiegel Bestseller. Müsste man finden mit dem, was ich jetzt gerade gesagt habe.

Marco Tiede: Kriegen wir raus und kommt auch in die Shownotes.

Christian Marek: Sehr gerne. Ja, also ich bin hellauf begeistert und ich bin gerade mal noch nicht mal ein Drittel durch. Über Konflikte, über Wohlwollen, über Gesprächskultur innerhalb einer Familie. Wie kriegt… Also ja, ich finde es wunderbar.

Marco Tiede: Lässt sich ja dann durchaus auf deinen und meinen, unseren Arbeitsbereich und Lebensbereich übertragen. Weil das ja auf jeden Menschen zutrifft.

1:15:47

Christian Marek: Ich habe eh auch die Haltung: Wir sind, wer wir sind. Unabhängig davon, ob wir bei der Arbeit sind oder ob wir privat sind. Nicht zu 100 Prozent, sozusagen. Es gibt Menschen, die trennen das sehr klar. Und wenn die das hinkriegen, dann ist das für die wunderbar. Wenn das für die sich gut anfühlt, dann bitte. Jeder muss das machen, womit man sich gut fühlt, denke ich. Oder sollte zumindest, muss nicht unbedingt. Manchmal müssen wir Sachen machen, die sich nicht gut anfühlen, aber so ist das. Genau. Und ich glaube halt, man muss darauf achten, dass man da nicht zu weit weg von sich selbst geht, sozusagen. Oder dem, was man wirklich möchte und will. Und sich da nicht so entzerren lässt, um wirklich solche Bilder mal zu benutzen.

Marco Tiede: Ich kann mich hin und wieder mal fragen: Äh….

(beide reden synchron)

1:16:32

Marco Tiede und Christian Marek: Will ich das eigentlich/noch? Bin ich das (noch)?

Christian Marek: Fühle ich das?

Marco Tiede Ja.

Christian Marek: Also sowas. (kleine Pause)

Jetzt ist es ganz schön deep geworden, ne?

Mirjam Rosentreter: Ist doch schön.

Marco Tiede: Das ist unser Anspruch.

Christian Marek: Hahaha, jede Folge läuft so?

(lacht) Also ich hab noch nicht alles gehört.

Marco Tiede: Ja, hör mal rein!

Christian Marek: Ja, es lohnt sich, glaube ich, sowieso. Also, ja..

1:16:52

Mirjam Rosentreter: Vielen Dank, Christian, für diese tiefen Einblicke. Und für den Blick in dein Arbeiten. Danke, Marco, für heute und euch Dankeschön fürs Zuhören. Wir hören uns in einem Monat wieder.

Christian Marek: Sehr gerne. Also auch mit mir in einem Monat wieder kein Thema. Ich komme wieder. Ich komm nochmal. (lacht) Aber ihr macht das dann… Ihr habt ja bestimmt schon andere Gäste, von daher.

Mirjam Rosentreter: Macht’s gut, tschüss!

Marco Tiede: Tschüss!

Christian Marek: Ciao!

Outro

Sprecher: Das war Spektrakulär – Eltern erkunden Autismus.

Mirjam: Unsere Kontaktdaten und alle Infos zu unseren Folgen findest du in den Shownotes auf unserer Seite spektrakulaer.de.

Sprecher: Der Podcast aus dem Martinsclub Bremen. Gefördert durch die Heidehof-Stiftung, die Waldemar-Koch-Stiftung und die Aktion Mensch.

Musik: (Joss Peach: Cherry On The Cake, lizensiert durch sonoton.music)

… Dieser Podcast und das Transkript sind urheberrechtlich geschützt gemäß § 1 UrhG. Veröffentlichung, Nutzung und Gebrauch nur mit Genehmigung der Autorin.

Nach oben scrollen